QUO VADIS

KULTUR IN INGOLSTADT

Ja, wo geht sie hin…? Keine Kammerspiele, kein Open Flair, dieses Jahr wieder kein Herzogsfest und bald kein Taktraumfestival mehr?!?

Was haben diese Feste gemeinsam? Genau! Ihr Spirit beziehungsweise die identitätsstiftenden Elemente wurden von Privatleuten getragen. Es scheint so, als habe genau das keinen Wert oder wird nicht genügend wertgeschätzt!? Gut, die Kammerspiele wurden vom Stadtrat beschlossen, die über Jahre verschleppte Sanierung des Gebäudes allerdings auch! ABER, ist das Theater nicht auch eigenständig und wird „nur“ subventioniert? Schließlich wird es von einem Intendanten geführt und nicht von einem Bürgermeister…

 

Die Stadt wollte die Kammerspiele, doch die Bürgerschaft mehrheitlich nicht. Hoppla, sind die Bürger_innen nicht die Stadt? Also, wie soll man diese Geschichte nun verstehen? Die Bürger_innen lieben das Bürgerfest, nein, Stopp, das diesjährige Stadtfest mit historischen Elementen… Es war viel los auf diesem Stadtfest. Aber Moment mal, sind diejenigen, die das Herzogsfest lieben oder das Taktraumfestival oder noch immer dem Open Flair nachtrauern, denn nicht auch Bürger_innen dieser Stadt? Und schon wieder ein Hoppla! Ja, richtig, das sind sie, stellen aber eine Minderheit dar. Was mit Minderheiten passiert, hat man in den letzten Jahren sehr gut sehen können. Sie sind halt nicht Mainstream und deswegen werden ihre Bedürfnisse hintenangestellt. 

 

Es ist gut, dass nun in Ingolstadt ein Kulturbeirat mitsprechen darf, besetzt mit Menschen, die das, was sie zu sagen haben, mit Überzeugung und Hingabe garnieren. Ich denke, eine Portion Herzblut gehört dazu, wenn man Menschen und ihren Bedürfnissen gerecht werden möchte! Herzblut ist unbezahlbar und irgendwie das Gegenteil von kaltem Kommerz! Jedes Detail hat einen Wert, alles wird abgewogen und in der Regel schafft man es, mit wenig viel zu erreichen! Das mag sein, aber irgendwann ist das Spannungsfeld zwischen Qualität und Low Budget ausgereizt. Ein gutes Beispiel ist hier der 2. Regionale Filmabend auf dem Dachgarten des Kap 94 in diesem Jahr. 2.000 Euro wurden bewilligt und davon soll Veranstaltungstechnik, eine Filmproduktionsfirma, die die Filme für die Leinwand aufbereitet, Künstler_innen, die Fotografin, der Grafikdesigner, das Kap, der Techniker für Licht und Ton und ja, auch der Techniker für den reibungslosen Ablauf des Filmabends bezahlt werden? Da bleibt nichts übrig für Organisation und Konzeption, sprich für mich! Und so wie mir geht es vielen Kunst- und Kreativraumschaffenden. Am Ende hat man den Eindruck, uns, der Stadt, der Bürgerschaft nichts wert zu sein… Wären da nicht ein Kooperationspartner oder Sponsoren, die jetzt in letzter Minute miteingestiegen sind, weil es mir wirklich am Herzen liegt, dass eine Vernetzung der regionalen Filmemacher vonstattengehen kann. Ich denke, hier liegt ein großes Potenzial für die Stadt, wenn man eine neue Plattform für die regionale Filmszene schafft. 

 

Ja, denken… Was soll man jetzt nun denken über die Menschen in dieser Stadt? Sehr viel, trotzdemjetzt! Denn es gibt sie, die Kulturaffinen, die von einer Veranstaltung zur nächsten pilgern, auch zum 2. Regionalen Film-abend, der sehr gut besucht war! Ja, es gibt sie, die Fangemeinden der Hoch-, Sub- oder Urbankultur und das ist im städtischen Kulturamt mittlerweile auch angekommen, denn es wurde eine eigene Abteilung dafür eingerichtet! Also, für Urbankultur… Und dafür sind Kulturschaffende wie ich dankbar, nicht unendlich, denn viele sind erschöpft und bleiben gespannt. Ich sehe es so: Kunst und Kultur sind in Ingolstadt allgegenwärtig, die jeweiligen Richtungen schaffen Identität und Lebensqualität und spinnen ein feinsinniges Netz quer durch die Stadtgesellschaft. Auch wenn es nicht jeder verstehen kann, ohne Kultur säßen wir Menschen noch auf den Bäumen, denn am Anfang war das Feuer in oder vor den Höhlen. Dort erzählten sich Menschen Geschichten, malten und entwickelten Kultur.

 

Foto-Nachweis Künstlerin: © Ina Wobker

FOTO-Nachweis Architektur: © blrm Architekt*innen

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