Steinreich

Das Schneidhaus der Fugen in Augsburg

 

Neue Jahresausstellung im Deutschen Medizinhistorischen Museum wurde eröffnet.

 

 

Es ist aufregend, wenn man Menschen begegnet, die für das brennen, was sie tun. Dr. Marion Ruisinger, die Direktorin des Deutschen Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt, zählt definitiv zu diesen Menschen. Nach zwei Jahren Forschung der Medizinhistorikerin Annemarie Kinzelbach aus München machte sich ihr Team, allen voran Kuratorin und Kunsthistorikerin Monika Weber, an die Beantwortung der Frage, wie man die Ergebnisse für ein breites Publikum auf-bereitet. Es geht um das Schneidhaus der Fugger in Augsburg, ein Spital, dass auf chirurgische Behandlungen spezialisiert war. Es darf als die erste chirurgische Klinik in Europa bezeichnet werden. Im Umfeld des Schneidhauses entstand ein reich bebildertes Manuskript, das vor einigen Jahren von der „Gesellschaft der Freunde und Förderer des Deutschen Medizinhistorischen Museums“ für die Museumssammlung erworben wurde. Dies gab den Anstoß für ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt, in dem das Schneidhaus von 2019 bis 2022 erstmals wissenschaftlich erforscht wurde. 

 

 

 

„Die meisten Kranken, die das Schneidhaus aufsuchten, litten an Eingeweidebrüchen oder Blasensteinen“, berichtet Projektleiterin Ruisinger. „Einer von ihnen war der 20-jährige Niclaus Kurtz aus Ingolstadt.“ Durch die hervorragende Kooperation mit dem hiesigen Stadtarchiv wurde es möglich, noch mehr über diesen junge Steinpatienten zu erfahren. Nun bildet seine Geschichte als Graphic Novel den roten Faden durch die Ausstellung. „Das beginnt mit dem besorgten Blick in den Nachttopf und endet mit dem Tod von Niclaus Kurtz rund 40 Jahre später in Wien“, so Monika Weber. „Übrigens war es gar nicht so einfach, einen Nachttopf aus dem 17. Jahrhundert zu finden“, fügt sie schmunzelnd hinzu. In der Vitrine steht jetzt ein Exemplar aus dem Maximilianmuseum in Augsburg, das als Kooperationspartner an dem Forschungsprojekt beteiligt war. Aber auch der Altar eines „Steinheiligen“ aus Hall in Tirol und fein gearbeitete Steinschnitt-Instrumente aus Zürich sind in der Ausstellung zu sehen.

 

Bildunterschrift: Blasenstein-Manuskript mit Eintrag zum Ingolstädter Niclaus Kurtz

 

Bildunterschrift: Plakat für neue Jahresaustellung

 

Fotonachweis: ©DMMI

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